Für mehr Frauen in den Kommunalparlamenten in Niedersachsen: Land startet mit Neuauflage des Mentoring-Programms „Frau.Macht.Demokratie.“
Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung hat den Startschuss für eine Neuauflage des Mentoring-Programms „Frau.Macht.Demokratie.“ gegeben. Ziel des Programms ist es, der Unterrepräsentanz von Frauen entgegenzuwirken und ihnen den Einstieg in die Politik zu erleichtern. Außerdem soll das Thema Gleichstellung stärker in den Fokus der Parteien und der Kommunalpolitik rücken.
Hierzu werden eine Mentee und ein Mentor, eine Mentorin je nach Wohnort und politischer Ausrichtung zu einem Tandem zusammengeführt. Die Tandemphase von einem Jahr besteht darin, dass die Mentee ihre Mentorin oder ihren Mentor bei der Mandatsausübung begleitet und somit von einer politisch erfahrenen Person Einblick in die Partei- und Kommunalpolitik erhält. Ergänzt wird das Programm durch drei Rahmenveranstaltungen für die Teilnehmenden sowie weitere persönliche und fachliche Angebote an verschiedenen regionalen Standorten in Niedersachsen. Darüber hinaus sind lokale Treffen zum Erfahrungsaustausch geplant.
Ab September können sich politikinteressierte Frauen, die kommunalpolitische Erfahrungen sammeln möchten, um einen Platz in dem bis Anfang 2026 laufenden Programm bewerben. Zugleich werden auch kommunale Mandatsträgerinnen und Mandatsträger gesucht, die daran interessiert sind, Nachwuchspolitikerinnen zu fördern und ihre Expertise weiterzugeben. Der Vorlauf zur Kommunalwahl im Herbst 2026 ist dabei bewusst gewählt, um das Programm rechtzeitig vor der Aufstellung der Listen der Kandidatinnen und Kandidaten zum Abschluss zu bringen. Insgesamt 100.000 Euro stellt das Land für das laufende Jahr an Haushaltsmitteln zur Verfügung. Neben der zentralen Durchführung durch die Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung e.V. sind an dem Mentoring-Programm landesweit die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten an der Umsetzung beteiligt. Denn noch immer liegt der Frauenanteil bei den Mandaten in den kommunalen Vertretungen bei nur 31 Prozent.
„Unser Mentoring-Programm zielt insbesondere auch darauf ab, die Beteiligung von Frauen zu fördern, die in unseren Parlamenten bisher besonders unterrepräsentiert sind“, kommentiert die Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Gleichstellung, Dr Christine Arbogast, die Neuauflage des Programms. „Dazu zählen beispielsweise Frauen aus ländlichen Gebieten und Frauen mit Zuwanderungsgeschichte. Die Perspektiven und Erfahrungen unterschiedlicher Frauen sind für politische Entscheidungsprozesse und die Zusammenarbeit in unserer Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Deshalb freue mich sehr, dass es ein weiteres Mal gelungen ist, dieses erfolgreiche Projekt auf die Beine zu stellen.“
„Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in der Politik ist ein grundlegendes Prinzip der Demokratie“, betont auch Katina Bruns, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Hildesheim. „Die Interessen und Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung sollten Berücksichtigung finden und nicht nur die einer bestimmten Gruppe. Daher bedarf es einer besseren Repräsentation von frauenpolitischen Themen durch weibliche Politikerinnen. Sie dienen zugleich als Vorbild, da sie anderen Frauen zeigen, dass politische Ämter und Führungspositionen auch für Frauen erreichbar sind. Langfristig werden dadurch Geschlechterstereotype abgebaut.“
Bereits zum siebten Mal seit dem Jahr 2000 wird das Mentoring-Programm durchgeführt. Die letzte Auflage fand zwischen August 2019 und Februar 2021 statt. Über 400 engagierte Frauen, die niedersachsenweit Politik vor Ort mitgestalten wollten, hatten damals das Programm als Mentees durchlaufen. Das Ergebnis: 145 Mentees errangen Mandate in den Kreis- (bzw. der Regionsversammlung), Stadt-, Gemeinde-, und Ortsräten. Rund 71 Prozent der befragten Mentees gaben an, das Mentoring als hilfreiches Instrument für die politische Karriere zu sehen, ca. 94 Prozent der Befragten empfahlen das Programm weiter.
„Im Rahmen dieses Programms finden auch Frauen den Zugang zu den Parteistrukturen, die bislang nicht in die Strukturen der Kandidatinnenfindung eingebunden sind“, ergänzt Waltraud Friedemann, stellvertretende Landrätin und Mitglied des Kreistags in Hildesheim sowie Mentorin im letzten Programm. „Zum einen sind sie noch nicht Mitglied der Partei, wo sie die größten Schnittmengen finden, oder sie sind nicht aktiv dabei. Wir haben als Verantwortliche in den politischen Strukturen die Aufgabe, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gleichstellung zu verwirklichen. Deshalb müssen Frauen stärker eingebunden werden, um ihre alltäglichen Erfahrungen in politische Prozesse einfließen zu lassen und damit ihr Lebensumfeld mitgestalten zu können. Frauen müssen ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprechend in den politischen Gremien, auch in verantwortlichen Positionen, tätig sein.“
Ein positives Fazit zieht auch Dr. Susanne Weber, die seit 2021 Hildesheimer Kreistagsmitglied ist und beim letzten Mal selbst Mentee war: „Durch das Programm habe ich die kommunale politische Arbeit kennengelernt. Die Rahmenveranstaltungen haben wichtige Impulse gegeben, worauf Mensch achten sollte auf dem Weg zu einem Mandat. Enorm wichtig fand ich den Austausch mit meiner Mentorin, eine Ansprechpartnerin zu haben, an die ich unkompliziert Fragen zu den Abläufen und zu inhaltlichen Themen richten konnte.“
Quelle: Pressemitteilung des Nds. Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung vom 15.8.2024, www.ms.niedersachsen.de